Ein Leben in den Bergen, mit 3000 Ziegen und Schafen, einer Glühbirne und dem eigenen Schritt.
Aufnahmen von einem Nomadenstamm aus der Umgebung von Mardin, 2015
Dünne Wände aus Plastik schützen das Zuhause von der Außenwelt. Provisorisch aufgebaut. Ein Feuer in der Mitte des Zelts, um eine ausreichende Wärme zu sichern und den selbst hergestellten Ziegenkäse zu erwärmen, der gerne zu jeder Mahlzeit gegessen wird: Frühstück, Mittagessen, Abendbrot und der Versorgung auf dem Weg.
Die Nomadenfrau spricht: „Als junge Frau wurde ich in seinen Stamm verheiratet, ich kam vom Dorf und wusste nichts über das Nomadenleben. Von einen auf den anderen Tag hatte ich die Verantwortung für Kinder, Heim und Vieh. An einem der ersten Tage wollten die Kinder sich wärmen und zündeten ein Feuer im Zelt, alles fing an zu brennen und ich wusste nicht, was ich hätte tun können. Um nicht zu erfrieren, nähte ich aus dem umverbrannten Stoffen eine Decke, unter der wir alle schliefen. Die anderen Frauen sahen mich, aber boten keine Hilfe an. Heute weiß ich mehr.“
Zwischen hohen Bergen und tiefen Schluchten. Hunderte Schafe, verteilt wie weiße Wolken im Himmel. Und das Klagen von suchenden Lämmern, die in der Menge, unter hunderten von Stimmen, die bezeichnende Stimme ihrer Mutter aus-
zumachen versuchen. So laut und schnell ihre Schreie kommen, so schnell verstummen sie mit dem ersten Zug Milch.
Außer einer kleinen Glühbirne und einem Handy wird kein Strom genutzt. Am Tag mit der Kraft der Sonne aufgeladen um Abends ein wenig Komfort geben zu können. Zwischen Plastik-
plane und Holzstamm bleibt das Handy unbewegt und unberührt, denn nur da gibt es Empfang. Fünf mal werden die Nummern getippt bis die Verbindung entsteht.
Wenn es nicht gerade schläft, dann blickt es auf und wirft den Kopf hin und her. Zu erschöpft, um zu laufen und zu jung, um sich selbst zu ernähren.
„Wir lassen dem Kalb noch einen Tag und wenn es nicht gesund wird, dann werden wir es schlachten. Das Kalb und Gott müssen entscheiden ob es besser wird oder nicht.“
Blut auf hellem Grund. Während das Tier stirbt, bereiten sie die Feuerstelle vor. Dann wird das Tier gehäutet, gesäubert und geteilt. „Alles wird verwendet, weil es uns sein Leben gegeben hat. Ein Leben muss respektiert werden, deshalb schlachten wir nur selten. Von der Wolle machen wir Kleidung, sie hält uns warm. Das Fleisch essen wir, die Innereien geben wir den Hunden. Die Haut wird zu Leder verarbeitet und mit Käse und Gemüse gefüllt, dann mit einer Naht verschlossen und im Boden vergraben, um im Sommer Käse essen zu können. Wir haben es für dich geschlachtet.“ Das Essen ist fertig. Aber das Tier ist noch da. „Es ist respektlos ein Leben zu verschwenden“. Alle essen.